1. Regionalmarkt Brandenburg 2013
Rückblick auf einen Markt zur kulinarischen Kultur des Landes mit Besucherrekord
Am 14. und 15. September öffnete das Landesmuseum Brandenburg seine Pforten zum ersten Regionalmarkt Brandenburg, einem Markt zur kulinarischen Kultur des Landes. Im Paulikloster und auf dem Klostergelände in der alten Chur- und Hauptstadt Brandenburg an der Havel boten 65 Produzenten regionale Köstlichkeiten an – und wurden von 4.600 Besuchern geradezu überrannt. Bereits am Samstagnachmittag waren einige Stände leergekauft, so dass eiligst Nachschub geordert wurde.
Keiner hatte mit einem derart regen Interesse gerechnet, auch die Vertreter des Slow Food Conviviums Potsdam nicht, die nun schon für das nächste Jahr Ideen entwickeln. Auch um die Stände von „green companies“ und vom Verbunde Ökohöfe Nordost scharte sich das interessierte Publikum, und die beiden Vertreter der Apfelwissenschaft stellten die reiche Palette an alten Apfelsorten vor, die es auf den brandenburgischen Streuobstwiesen noch gibt. Selbstverständlich gab es reichlich frischen Apfelsaft aus der direkten Umgebung. Alte Bauernblumensorten aus biologischem Anbau vom Fläming, diverse Sorten von Frühkartoffeln und Tomaten sowie Kräuterprodukte und Marmeladen fanden ihre Liebhaber.
Die Bäckerin aus Ketzür stand nach dem samstäglichen Ausverkauf bis Sonntagmorgen um 2.00 Uhr am Ofen, um Nachschub zu backen, der Stand der Chocolaterie war so umlagert, dass man die Auslage nicht mehr sah. Im Kloster stellten das Museum Großderschau und andere Akteure alte Handwerkstechniken vor, darunter die Herstellung von Butter im Butterfass. Es wurde gesponnen und gewebt, u.a. Rohrschilfmatten der letzten Rohrweberei Deutschlands aus Pritzerbe.
Impressionen vom 1. Regionalmarkt (76 Bilder)
An den Ständen im Klostergarten konnten sich die Besucher durch die Regionen Brandenburgs kosten: Honig, Käse, Fleisch und Wurst, u.a. von Aueroxen, frisch geräucherter Fisch und bestes traditionelles Bier, Viez und andere Obstweine, Wild aus den heimischen Wäldern sowie Weiß- und Rotweine, die man unserem Klima nicht zugetraut hätte. Viele Produkte waren aus biologischem Anbau, obwohl das Bio-Zertifikat nicht zwingende Voraussetzung für die Teilnahme an dem Markt war: Traditionelle und handwerkliche oder manufakturmäßige Herstellung, regionaltypische Rezepte, hohe Qualität, Frische und alte, oftmals vom Aussterben bedrohte Tierrassen und Kulturpflanzen waren weitere wichtige Kriterien bei der Auswahl. Demeter-Betriebe waren daher ebenso vertreten wie traditionell arbeitende Regionalversorger. Frisches Backschwein stand neben der Initiative „Meine kleine Farm“, die dazu aufruft, das Schwein, welches man verzehrt, persönlich kennen zu lernen, ökologisches Saatgut fand regstes Interesse, ein Imkerverein hatte nicht nur stadteigenen Brandenburger Honig im Angebot, sondern auch Bienen im Lehrbienenstand zum Beobachten. Skudden, Wald- und Jacobschafe, Girgentana-Ziegen, Hausesel, Gänse und Hühner sorgten für eine ländliche Geräuschkulisse und waren die Stars des Marktes. Eine Ölmühle produzierte frisches Leinöl, verschiedene Essig- und Senfsorten sowie Kürbiskernspezialitäten rundeten das Angebot ab. Zwei Anbieter boten eigene Seifen und Naturkosmetika.
Im Friedgarten des Klosters versorgten die traditionelle Genusswerkstatt Fleischerei Ewald und das Potsdamer Café Kieselstein die Besucher.
Auch die Kunst kam nicht zu kurz: Die rollende Galerie „Black Egg“ zeigte Filme des RBB aus der Reihe „Leckeres Brandenburg“, eine Kochkartenschau des Brandenburger Fluxus-Künstlers Jan Beumelburg brachte eine erotische Variante in das eh schon sehr sinnliche Thema.
Im Schatten der mittelalterlichen Klostermauern begegneten sich bei schönstem Wetter Produzenten und Verbraucher traditionell hergestellter und regionaltypischer Kost, kamen intensiv ins Gespräch und genossen die beiden Tage in vollen Zügen.
Die Idee
Der „Regionalmarkt Brandenburg“ ist nicht ausschließlich darauf ausgerichtet, Biokost und ökologischen Anbau zu fördern, sondern hat einen weitergehenden kulturellen Ansatz, dem sich das Landesmuseum verpflichtet fühlt. Es geht auch darum, kulturelles Gut wie vergessene Sorten, alte Rezepte und vergangene Herstellungsweisen zu bewahren und zu fördern. Wir wollen im weitesten Sinne kulinarisches Kulturgut schützen, bewahren und lebendig halten, aber auch Genuss und Qualität wieder in Erinnerung rufen, ohne die Essen und Trinken zu einer Nebenbeschäftigung degradiert werden.
Wir sprechen daher auch Gastronomie und Handel an, denn die Kultur des Essens und Trinkens umfasst alle damit beschäftigten Menschen. Regionale und qualitätvolle Küche benötigt nicht nur entsprechende Lebensmittel, sondern auch hingebungsvolle Köchinnen und Köche. Vielerorts gibt es bereits wieder „Dorfläden“, die Produkte der direkten Umgebung anbieten und den Verbraucher auch darüber aufklären, wie und wo die Lebensmittel hergestellt worden sind.
Die Hinwendung zu traditioneller Tierhaltung, zu bäuerlichen Kleinbetrieben, zu regionalen und traditionell gefertigten Produkten soll den Besuchern zeigen, wer in ihrer Umgebung was anbietet.
Der „Regionalmarkt Brandenburg“ fasst auch in Zukunft guten Geschmack, hohe Qualität und bewusste Ernährung zusammen. Produzenten aus dem Land Brandenburg, die beispielsweise für artgerechte Tierhaltung, ökologischen Anbau, traditionelle Fertigung und Verarbeitung aller Produkte und Schutz und Förderung alter Tierrassen und Pflanzensorten stehen, sind immer willkommen.
Den "1. Regionalmarkt Brandenburg" haben folgende Verbände, Vereine und Interessengemeinschaften unterstützt:
- Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg e.V. (VERN e.V.)
- Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau e.V Berlin-Brandenburg (FÖL e.V.)
- Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V.
- Projekt Deutsches Sattelschwein des HSZV Nord/Ost e.V.
- Slow Food Deutschland e.V., Convivium Potsdam
- Demeter AG für biologisch-dynamischen Landbau Berlin-Brandenburg e.V.
- pro agro – Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin e.V.
- Pomologen Verein e.V.
- Projekt "green companies"
- IHK Ostbrandenburg
- Handwerkskammer Frankfurt (Oder) - Region Ostbrandenburg